Spekulationsphänomene im Telekommunikationsmarkt – dargestellt am Beispiel UMTS

Diplomarbeit

Die Abkürzung UMTS hat in den letzten vier Jahren viele Deutungen und Assoziationen erfahren. Noch im Jahr 1999 war sie Hoffnungsträger und wurde als Wegbereiter für die flächendeckende Verfügbarkeit von Breitband-Internet gesehen. Im Jahr 2000 bedeutete sie für die europäischen Finanzminister eine „Unterwartete Mehreinnahme zur Tilgung von Schulden” und riss große Löcher in die Kassen der Mobilfunkbetreiber. Danach wurde UMTS als Milliardengrab und Verschwendung tituliert oder einfach totgeschwiegen. Inzwischen ist die Phase der tatsächlichen Bewährung gekommen und das „Universal Mobile Telecommunication System” wird zum ersten Mal wirklich für den Endkunden greifbar sein.

Entwicklung der Bietersummen in den 173 Runden der Auktion
Entwicklung der Bietersummen in den 173 Runden der Auktion

Die vorliegende Arbeit möchte sich des polarisierenden Themas UMTS annehmen und den Verlauf der Stimmungskurve illustrieren. Hierbei hegt die Diplomarbeit nicht den Anspruch einer zahlenorientieren Finanzanalyse des Investmentobjektes UMTS. Der Schwerpunkt liegt auch keineswegs in der rein technischen Beschreibung der Technologie und ihrer Möglichkeiten. Es gilt vielmehr die Frage zu ergründen, ob sich rund um diese neue Mobilfunktechnologie eine große Spekulationsblase gebildet hat, die dank der enormen verbundenen Geldsummen vielleicht schon fast wirtschaftshistorische Ausmaße hat.

Eine abschließende Bewertung von UMTS wird erst in einigen Jahren möglich sein. Bis dahin kann diese Arbeit als Momentaufnahme einen Blick auf das bisher Geschehene ermöglichen und ein Zwischenresumé liefern. Ich hoffe daher, dass sie auch für Nicht-Wirtschaftsinformatiker interessant ist!

Management Summary

Im Laufe des Jahres 2000 und Anfang 2001 wurden in ganz Europa Lizenzen für die neueste Generation der mobilen Telekommunikation vergeben. Alleine in Deutschland kam bei Versteigerung von sechs Mobilfunknetzen eine Auktionssumme von 50,4 Milliarden Euro zustande.

Umsatzentwicklung ausgewählter Sparten der Deutschen Telekom in den Jahren 1998 bis 2000
Umsatzentwicklung ausgewählter Sparten der Deutschen Telekom in den Jahren 1998 bis 2000

Die beteiligten Telekommunikationsunternehmen waren zum Zeitpunkt der Auktion von der entscheidenden Bedeutung einer UMTS-Lizenz für ihre eigene Zukunft überzeugt. Sie blickten auf eine beeindruckende Phase des Wachstums zurück, die jedoch zuletzt von einem zunehmenden Wettbewerb und sinkenden Margen gekennzeichnet war. UMTS versprach durch die Verknüpfung der Zukunftsmärkte Internet und Mobilfunk neue Einnahmequellen durch M-Commerce, die Beseitigung von Kapazitätsengpässen sowie die Bereitstellung von Breitbandzugängen ins Internet. Dank der staatlichen Vergabe der Frequenzbereiche an nur wenige Anbieter bot sich für Neueinsteiger eine Chance zur Teilhabe am Mobilfunk-Oligopol. Für die etablierten Anbieter waren die Lizenzen der Schlüssel zur Absicherung der eigenen Marktanteile und die Gewinnung von Wettbewerbsvorteilen. Rationale Bewertungsmassstäbe wurden ausgehebelt und vom ohnehin überbordenden Überschwang rund um die New Economy erfasst.

Bei der Auktion in Deutschland wuchs die Versteigerungssumme in schwindelerregende Höhen, da die etablierten Anbieter das Wettbewerbsfeld klein halten und die Newcomer auf keinen Fall bei der Vergabe leer ausgehen wollten. So stellt die deutsche Auktion auch einen Scheidepunkt in der öffentlichen Stimmungsentwicklung rund um das Thema UMTS dar. Nach Bekanntgabe des Auktionsergebnisses wuchs die Kritik an der gewaltigen Geldsumme, die von den beteiligten Unternehmen für die Lizenzen gezahlt wurde.
Die Telekommunikationsbranche rutschte im Jahr 2001 in eine umfassende Konsolidierung. Die Erfolgsaussichten von M-Commerce, mobilen Datendiensten und den meisten anderen Möglichkeiten des neuen Mobilfunks wurden vermehrt kritisch gesehen. An Stelle von ehrgeizigen Expansionsplänen wurden Kostensenkung und Schuldenabbau zur Kernstrategie der meisten Telefonfirmen. Kleinere Anbieter mussten angesichts erdrückender Finanzverbindlichkeiten aufgeben.

Der Aufbau der neuen UMTS-Angebote verlief bisher nur schleppend. In Deutschland werden die verbliebenen Anbieter erst Ende 2003 ihre neuen Netze starten. Die kleineren Anbieter werden mit dem Abbau ihrer Schulden große Schwierigkeiten haben. Die großen Marktführer können sich die horrenden Lizenzgebühren dank eines stark positiven Cash-Flows leichter leisten. Es ist jedoch nicht absehbar, ob UMTS mit den hohen Anlaufkosten jemals ein wirtschaftlicher Erfolg sein wird.

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